Der Einfluss des Französischen auf die deutsche Sprache
von Tobias Nikolajewski

Bildnachweis: Terry Presley, Eiffel/Seine. Some rights reserved. Quelle: www.piqs.de
Allgemein wird oft beklagt, dass das Englische spätestens seit Ende des 2. Weltkriegs einen (zu) großen Einfluss auf die deutsche Sprache hat. Dabei wird oft vergessen, dass das Deutsche sich auch in der Vergangenheit bereits gern sprachlich bei anderen Sprachen bedient hat. An den europäischen Höfen wurde bereits im Mittelalter vor allem Französisch gesprochen, und schon Kaiser Karl V. (1500 – 1558) soll gescherzt haben, er rede nur mit seinen Soldaten und seinen Pferden Deutsch. So stammt beispielsweise das bereits im Mittelalter verwendete Wort Turnier für einen sportlichen Wettkampf vom Altfranzösischen tournelier, was so viel bedeutet wie „die Pferde im Kreis laufen lassen“. In dieser Zeit entstehen auch die ersten deutschen Verben, die auf „-ieren“ enden, wie z. B. engagieren, revanchieren und arrangieren.
Spätestens seit dem Dreißigjährigen Krieg und besonders ab der Zeit der französischen Besatzung unter Napoleon übernimmt die deutsche Sprache immer mehr Wörter und Redewendungen aus dem Französischen. Diese werden in der Sprachwissenschaft als Gallizismen bezeichnet. Aber lassen Sie sich nicht täuschen: Manche Wörter, die aus dem Französischen zu kommen scheinen, haben ihren Ursprung ganz woanders. Hierzu gehören die Gardine, die Staffage und das Kartenspiel Rommé. In diesem Fall spricht man von „Schein-Gallizismen“.
Es bleiben jedoch genügend Ausdrücke, die wir uns tatsächlich von unseren französischen Nachbarn geborgt haben: Adresse, Alarm, arrogant, Balkon, Cousin, Defizit, Etage, Fassade, Illusion, Jalousie, Massage, Onkel, Parfum, Reportage, Rivale, Romanze, Serviette, Zigarette, Zivilisation … die Liste lässt sich noch lange weiterführen.
Wikipedia: Liste von Gallizismen
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gallizismen
Apropos! Auch Redewendungen, die direkt aus dem Französischen in den deutschen Sprachgebrauch übernommen wurden, sind gar nicht so selten. Man denke an „Rien ne va plus!“, „Honi soit qui mal y pense!“ oder eben an „à propos“!
Die Volksetymologie weiß mehr!
Nicht immer ist die Herkunft der Wörter eindeutig zu klären. In diesen Fällen füllt die Volksetymologie gern die Lücke und hilft, wo Sprachwissenschaftler an ihre Grenzen stoßen.
Beispielsweise wird das Wort „Fisimatenten“, das 1880 zum ersten Mal im Duden auftaucht, gern auf einen französischen Ursprung zurückgeführt. Angeblich sollen junge Damen, die von französischen Soldaten gefragt wurden, wohin sie gingen, schüchtern geantwortet haben „Je visite ma tante ...“ (Ich besuche meine Tante ...). Vielleicht waren es aber auch die Mütter eben dieser junger Damen, die ihre Töchter aufforderten keine „Fisimatenten“ zu machen, also nicht der Einladung der Soldaten zu folgen, ihnen einen Besuch im Zelt abzustatten (Visitez ma tente!).
Eine weitere Legende besagt, dass die französischen Soldaten auf dem Weg durch Westfalen Schwarzbrot serviert bekamen und sie der Ansicht waren, dass dieses ungenießbar sei. „Bon pour Nickel“, also gerade gut genug für die Pferde, denn „Nickel“ hieß wohl das Pferd Napoleons. Daraus wurde dann angeblich unser beliebtes „Pumpernickel“. Sprachwissenschaftler sind jedoch der Ansicht, dass diese Erklärung nicht zutreffend ist und führen die Bezeichnung wenig charmant auf die blähende Wirkung (Pumper = Blähung) des Brotes zurück.
Auch das Wort „mutterseelenallein“ soll übrigens einen französischen Ursprung haben: Mit „moi tout seul“ (ich ganz allein) brachten hugenottische Glaubensflüchtlinge ihre Einsamkeit in der Fremde zum Ausdruck.
Sie sehen: Das Französische ist immer noch „en vogue“, und französische Lehnwörter sind aus der deutschen Sprache nicht wegzudenken. C’est la vie! Das ist doch kein Malheur!
Link zum Thema:
Deutsche Welle: Wörter französischen Ursprungs
www.dw.de/w%C3%B6rter-franz%C3%B6sischen-ursprungs/a-1116125
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